Im Winter
(Grieskirchen - Gäu - Böhmerwald (Oberösterreich):
Im Winter 1939
ging der Siebmacher Jakob
mit seinem Sohne Gustl, Foxl Puzi
von Grieskirchen bis Winterberg im Böhmerwald
und zurück, 12 Tage lang.)
Zum Urwald stapfen wir weit über Kollerschlag:
Wir sind Herr und Hund und ich, ein flinker Knabe.
Ab und zu begleitet uns ein grauer Rabe.
Wir jagen Holz, das sich gespalten biegen mag....
Spät dreh ich Hühnerspieße um in St.Ägid.
Schön zu schaun, daß alle Stücke prächtig brutzeln.
Es tut gut, an Kletzen nebenbei zu zutzeln.
Nun ist's geschafft. Den Gästen schmeckts; sie sind splendid.
Zerzauste EIskristalle zirpen zag bizarr:
Tönchen für die faulen Sänger Nebelkrähen,
Die nach fetten Nagern seit dem Morgen spähen.
Mausschwänzchen munden schneegestäubt wie Kaviar...
Mit Bandeln messen wir gespannt den Fichtenstamm,
Weil wir weiche Riesennadelbäume suchen.
Handeln, buchen, über sturen Wucher fluchen.
Im Stall erschöpft, verfroren Hund und Mensch und Lamm.....
Der Vater viel vom Holz und Weg und Wirtschaft weiß.
Doch der Bub, er fühlt die Waldes-Wunder walten,
Ahnt, wie Tannentürme ihre Zeit gestalten.
Der Hund schiebt in der Kegelstatt die Kugel heiß....
Die Tannen sind für Siebereifen zweite Wahl,
Widerborstig, stolz auf Ja und Nein, wie Kiefer.
Anzunehmen - wie beim Stein der schöne Schiefer -
Die Fichte, biegelieb, bereit in grosser Zahl.
Eis brennt wie Feuer: wir verlieren nicht den Mut!
Spalten frisches Holz, erproben sieben Siebe;
Weizen, Roggen, Gerste, Hafer rüttelnd schiebe!
Gesunden dann bewußt; die Ruhe tut uns gut....
Im Schnee versunken, freigeschaufelt Mensch und Tier.
Dennoch tiefer in den Forst noch vorgedrungen.
Nachts im Wirtsbett: Hund und Ofenstein umschlungen,
Die Tuchent steif, zu kurz. Am Tisch ein Krügerl Bier.
Handmühle, Tusset, Schattawa und Eisenstein:
Säger schleifen an zur Bahn gefällte Stämme,
Zweige, Rinden, Nadeln glätten zähe Kämme....
Der Hund tut was. Beim Buben rinnen Tränen ein.
Die Sonne schläft. Im Boden harrt schon mancher Keim.
Von den Wipfeln stürzen Schneelawinen nieder.
Uns're Wunden, schneebedeckt, verheilen wieder.
Die Beute fährt. Wir gehn zu Fuß. Wir kehren heim.
Gustaf A.Neumann (Sieberer, 1980, aus dem Buch Suchen nach Sinn)
...sehr berührende Zeilen....man wird sofort mitgezogen...kommt in den Sog einer Zeit....voller Entbehrungen...Freud und Leid und Lebenssinn...
AntwortenLöschenJa, unsereins kann sich das kaum vorstellen, wie das damals war, Heinrich.
LöschenLG!